Das Internet erhält in unserem Alltag immer mehr Gewicht, viele Prozesse und Daten werden inzwischen vom Rechner in die Cloud ausgelagert. Dort sind sie, ausgerüstet mit den passenden Zugangsdaten, von überall auf der Welt verfügbar. Die feste Bindung an ein einzelnes Notebook oder gar einen Desktop-Rechner ist für den Nutzer nicht mehr nötig: Wird damit auch bald schon Windows überflüssig?
Cloud Computing, das ist der Begriff, der seit einigen Jahren durchs World Wide Web geistert. Es gibt kaum noch jemanden, der die digitale Wolke nicht nutzt, und sei es nur, um Fotos und Videos zu speichern. Zahlreiche Firmen greifen darauf zurück, um es ihren Mitarbeitern zu ermöglichen, gemeinsam an virtuellen Projekten zu arbeiten. Google Docs gehört zu diesen Web-Dienstleistungen, die eine Zusammenarbeit im redaktionellen Bereich ermöglicht. Mit diesem Tool lassen sich Textdokumente nicht nur erstellen, sondern auch kommentieren und überarbeiten, auf einfache Weise, von so vielen Personen wie gewünscht.
Diese Anwendung lässt sich direkt über den Browser ausführen, so wie viele andere ihrer Art. Im Grunde ist gar kein anderes Textprogramm auf dem Rechner mehr nötig, es sei denn, der Nutzer besitzt besondere Vorlieben und arbeitet originär lieber mit einem Spezialprogramm wie Papyrus Autor. In diesem Fall kann er seine geistigen Ergüsse nach Fertigstellung direkt in Google Docs kopieren und sie somit einer festgelegten Gruppe anderer Anwender zur Verfügung stellen. Die Bedienung ist intuitiv, die Speicherung folgt sogar automatisch, dabei kann also kaum noch etwas schiefgehen.
Das klassische Gaming befindet sich insgesamt in einer Metamorphose. Immer seltener kaufen spielfreudige Menschen eine CD, installieren deren Inhalt auf dem PC und beginnen dann mit dem Spielspaß. Der Umstieg auf webbasierte Spiele wird sicher vor allem durch die Bequemlichkeit der Nutzer forciert, aber auch die wachsenden Hardware-Anforderungen für PC-basierte Games beschleunigen diesen Prozess. Ein fetter Arbeitsspeicher und eine teure Grafikkarte, die immer wieder an die neuesten Standards angepasst werden müssen, kann sich eben nicht jeder leisten.
Beim Cloud-Gaming ist kein leistungsstarker Rechner erforderlich, um in den Genuss ressourcenintensiver Spiele zu gelangen. Die meisten Daten kursieren in der Cloud, der Rechner verschafft dem Nutzer nur einen Zugang zur heißen Ware. GeForce Now von Nvidia ist eines dieser Angebote, das sich aktuell in der freien Beta-Phase befindet. Über 400 Top-Spiele stehen dort zur Verfügung, die sich jeder Abonnent ohne Wartezeiten in sein persönliches Cloud-Gaming-System installieren kann.
Das Cloud-Prinzip funktioniert natürlich nicht nur bei Arbeitsprogrammen, sondern auch im spielerischen Bereich. Cloud Computing gehört für eine wachsende Anzahl von Gaming-Freunden mittlerweile zum Alltag, obwohl in diesem Bereich weiterhin Entwicklungsbedarf besteht. Casino-Software muss beispielsweise gar nicht mehr heruntergeladen werden. Galt es noch vor 10 Jahren als risikobehaftet, Software von Online-Casinos herunterzuladen, lassen sich mittlerweile eine Vielzahl an Titel webbasiert in der Cloud abrufen.
Die Plattform PokerStars bietet beispielsweise längst alle Klassiker wie Roulette und Blackjack, aber auch zahlreiche Spielautomaten in der webbasierten Variante an. So haben Casino-Fans die Möglichkeit, von unterwegs ohne Einschränkungen zu spielen. Für zusätzlichen Komfort ist noch eine separate App erhältlich, aber wie lang dieses Angebot überhaupt noch nötig ist, erscheint fraglich. Bald schon werden die Entwicklungen so weit sein, dass Installationen nur noch minimal erfolgen.
Doch einen Haken hat die Sache: Wenn auch der High-End-Gaming-PC wegfällt und teure Arbeitsprogramme nicht mehr nötig sind, muss aber die Internetverbindung absolut stimmig sein. Gerade bei Prozessen mit hohem Datenvolumen ist eine stabile, schnelle Leitung erforderlich, sonst kommt es zu ärgerlichen Verzögerungen oder gar zu Abstürzen. Für Spiele in HD-Qualität sollten mindestens verlässliche 10Mbit/s zur Verfügung stehen, bei Full-HD-Auflösung wären 20 bis 50 Mbit/s gefragt. Wer lieber seine Spiele in 4K-Qualität bedient, der sollte sich keinesfalls mit weniger als 50 Mbit/s zufriedengeben.
Und genau hier sind wir auch bei dem größten Problem angelangt, das wir aktuell mit dem cloudbasierten Spielen und Arbeiten haben. In allzu vielen Gebieten Deutschlands geben die Festnetzleitungen nicht mehr als 10 oder 20 Mbit/s her, manchmal liegt die Leistung sogar darunter. Vom derzeitigen mobilen Netz wollen wir erst gar nicht reden, hier existieren immer noch Lücken groß wie Scheunentore. Wer sich mit seiner Firma, seinem Arbeitsplatz oder mit seinem geliebten Freizeitvergnügen auf die Cloud stützen möchte, der sollte also besser in ein gut versorgtes Gebiet ziehen, vorzugsweise in eine Großstadt. Auf dem platten Land könnte er schnell im Regen stehen.
Ja, Windows wird wahrscheinlich eines gar nicht so fernen Tages von der Cloud abgelöst, wenn der Zustand des Internet es erlaubt. Dann wären nur noch rudimentäre Basis-Programme gefragt, die in der Lage sind, sich ins Netz einzuloggen und die hereinströmenden Daten zu interpretieren. Jeder User erhält so seine personalisierte, cloudbasierte Oberfläche mit allen Diensten, der er gebucht hat. Im Grunde kommt also ein ganz neues Computerzeitalter auf uns zu, wenn denn der Breitbandausbau tatsächlich irgendwann mal Fahrt aufnimmt. Vielleicht fällt Microsoft spätestens dann auch etwas Neues an, das uns das Cloud Computing versüßt. Wer weiß?
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